Fantasy schreiben und veröffentlichen

Fantasy_CoverIn diesem Handbuch erfahren Sie alles Wichtige darüber, was es bei diesem ganz besonderen Genre zu beachten gibt: Wie Sie Ihre Welt entwickeln oder ihr den letzten Schliff geben können, wie Sie packende Plots und faszinierende Figuren jenseits der üblichen Fantasy-Klischees ersinnen, aber auch, wie Sie fantasytypische Fallstricke vermeiden. Wie Sie kompetente Testleser finden, sich an Agenturen und Verlage heranpirschen oder das Selfpublishing meistern können … und vieles mehr. Mit aktuellem Adressteil zu Agenturen und Verlagen.
Das Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe finden Sie weiter unten!

Unter den Namen Katja Brandis und Siri Lindberg habe ich schon viel Fantasy für Jugendliche und Erwachsene geschrieben. In diesem Buch gebe ich mein Wissen weiter – und das meiner 24 Interviewpartner (Autoren und Autorinnen, Lektorinnen und Lektoren, Agentinnen und Agenten, Fantasyexpertinnen und Experten).

Autorenhaus Verlag
1. Auflage 2015,
336 Seiten, Hardcover, 19,99 Euro
ISBN 978-3-86671-127-3


Inhaltsverzeichnis „Fantasy schreiben und veröffentlichen“

Einleitung

DAS SOLLTEN SIE WISSEN
Ist es Fantasy oder Science Fiction?

Verschiedene Fantasy-Subgenres und ihre Regeln
High Fantasy
Heroische Fantasy
Dark Fantasy & Mystery
Urban Fantasy
Romantasy & Erotik
Historische Fantasy & Steampunk
Humoristische Fantasy

Fan fiction oder eigene Ideen

Fantasy schreiben für Kinder und Jugendliche
Zielgruppe einschätzen
Besonderheiten bei Figuren und Plot

LEGEN SIE LOS!

Ideenfindung
Grundgedanke, Figur und Welt
Reale Welt – fiktive Welt
Ideen sortieren, bewerten und ausbauen
Die Konkurrenz – was gibt es schon, was nicht?

Weltenerfinden
Das Grundkonzept Ihrer Welt
Karten und Skizzen anfertigen
Fantasy-Wesen entwickeln
Fremdartige Sprachen

Figuren entwickeln
Vielschichtige Figuren schaffen
Die richtigen Namen
Archetypen und Klischees
Helden, Anti -Helden, Feinde und „das Böse“

Plot entwickeln
Schwerpunkte bei der Handlung setzen
Spannung erzeugen
Den Plot strukturieren
„Elevator pitch“ und Exposé zur Planung nutzen

Welche Perspektive eignet sich am besten?
Die üblichsten Perspektiven in der Fantasy
Komplexe Perspektiven im Griff behalten

Der Einstieg … und danach
Gelungene und weniger gelungene Romananfänge
Figuren gekonnt einführen
Den Leser mit allen Sinnen eintauchen lassen
Die passende Sprache finden
Gute Dialoge
Kämpfe, Duelle und Schlachten beschreiben
Und der Schluss?

Das leere Blatt ist nicht Ihr Feind!
Mit der eigenen Kreativität umgehen
Schreibblockaden überwinden
Zeit fürs Schreiben finden

Der Text ist fertig – was nun?
Richtig überarbeiten
Testleser und Autorengruppen
Letzter Schliff und feiner Look

LESER FINDEN

Fantasy auf dem Buchmarkt

Bei einem Verlag veröffentlichen
So bringen Sie Ihr Manuskript unter
Mehrbändige Reihen anbieten?
Pseudonym oder nicht?
Agenten, die Fantasy vertreten
Ihr schriftliches Material
Hurra, ein Verlag ist interessiert!

Selfpublishing – selbst ein Buch veröffentlichen
Wie funktioniert Selfpublishing?
Selbst eine E-Book-Datei erstellen
Ein gedrucktes Buch selbst herausbringen
Das Cover-Design
Das eigene Buch korrigieren und lektorieren lassen

Selbstmarketing
Werben für das eigene Buch – online und offline
Fantasy-Lesungen

Glossar
Buchtipps
Liste aller Fantasy-Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Quellenverzeichnis
Dank

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LESEPROBE aus „Fantasy schreiben und veröffentlichen“

Aus Abschnitt 2, „Legen Sie los“

Unterkapitel „Reale Welt – fiktive Welt?“

Vielleicht wissen Sie schon, ob Ihr Roman in einer rein fiktiven Welt spielen soll, oder ob es Berührungspunkte mit unserer modernen Welt geben wird. Das ist eine wichtige Entscheidung …

Als der Piper Verlag (der mich durch meine Jugendromane kannte) mich fragte, ob ich für sie einen Fantasyroman für eine erwachsene Zielgruppe schreiben wolle, war ich natürlich begeistert. In einem meiner Notizbücher, in dem ich Ideen sammle, fand ich eine, die sich gut eignete „Junge Frau entdeckt, dass ein Fluch auf ihrer Familie liegt – Priester eines düsteren Kults hilft ihr dabei, ihn zu lösen, und sie verliebt sich in ihn“. Aus der Familie wurde ein Familienclan, aus dem Priester der Offizier eines Eliteregiments, der in einem Tempel der Schwarzen Spiegel gesundgepflegt wurde und dem Kult danach verbunden bleibt. Innerhalb weniger Tage nahm die Handlung Gestalt an und ich schrieb das Exposé zu dem Roman, der später unter dem Titel Nachtlilien erscheinen würde und der damals einfach Jerusha hieß wie die weibliche Hauptfigur. Dem Programmleiter gefiel die Handlung, und doch zögerte er. „Könnte man daraus auch eine Geschichte machen, in der eine Frau aus unserer Gegenwart in diese Welt gelangt? Solche Romane sind gerade sehr beliebt.“

Sehr angetan war ich nicht von dieser Idee, aber sofort Nein sagen wollte ich auch nicht, denn wie oft bekommt man so eine Chance? Also überlegte ich Hin und her, wie ich die Handlung so drehen könnte, dass Jerusha aus unserer Welt nach Ouenda überwechselt. Ich überlegte, was für Berufe sie bei uns wahrscheinlich hätte – war sie Studentin? – , dachte über eine alte Mühle nach, die vielleicht als magisches Tor taugte, und grübelte, wie ich die Perspektive meiner männlichen Hauptfigur Kiéran einbeziehen könnte. Doch richtig anfreunden konnte ich mich nicht mit diesem ganzen Konzept – jedesmal, wenn ich darüber nachdachte, kräuselten sich mir die Zehennägel vor Widerwillen. „Das passt nicht, ich würde die Geschichte gerne so lassen“, schrieb ich schließlich an den Verlag, und der Programmleiter meinte zum Glück „Stimmt, die Geschichte funktioniert in einer eigenen Welt besser.“ Uff. Lustigerweise hat sich der Trend mittlerweile umgekehrt und High Fantasy, die komplett in einer fiktiven Welt spielt, steht viel höher im Kurs.

Tipp: Richten Sie sich, wenn Sie einen Roman planen, möglichst nicht nach aktuellen Strömungen, denn Trends ändern sich. Richten Sie sich nach Ihren eigenen Vorlieben und dem, was die Geschichte von Ihnen fordert.

Bei anderen Geschichten funktioniert der Mix zwischen unserer Welt und Fantasywelt sehr gut, zum Beispiel in Tad Williams Der Blumenkrieg, in dem der Musiker Theo, der an einem Tiefpunkt seines Lebens angekommen ist, durch ein uraltes Buch überwechselt in die Welt Fairie, in der die einzelnen Adelshäuser die Namen von Blumen tragen. Noch ehe er durchblickt hat, was überhaupt vorgeht und wo genau er gelandet ist, ist er schon mitten drin in einem Strudel tödlicher Intrigen … und als er herausfindet, dass er selbst in Fairie geboren wurde und in die Welt der Menschen nie hineingepasst hat, wird seine Lage noch komplizierter.

Auf die Frage, welche Variante er persönlich bevorzugt, meinte Sebastian Pirling, Fantasylektor bei Heyne: „Ich bin als Kind mit Narnia aufgewachsen und liebe diese Art von ´Übertritt in eine fremde Welt´-Geschichten. Aber gut gemachte reine Fantasieweltromane sind mir genauso lieb. Abholen müssen sie mich so oder so, und wie gut sie das können und wie lebendig sie mir ihre Welt vor Augen malen, das entscheidet für mich am allermeisten über die Qualität eines Fantasy-Romans.“

Hier eine kleine Entscheidungshilfe für Ihr geplantes Projekt:

Spricht für einen Mix aus real und fiktiv:

  • Es kann sehr reizvoll sein, wenn das Phantastische in unsere gewohnte Welt einbricht. Das, was vertraut war, ist plötzlich neu und ungewohnt, Sie und Ihre Leser entdecken eine neue Schicht der Wirklichkeit und haben das Gefühl: „Ha, ich wusste es ja schon immer, dass es Feen/Elfen/Vampire/XX (hier bitte Ihr Lieblingswesen einsetzen) in unserer Welt wirklich gibt!“ Das erfüllt auch geheime Wünsche. Genauso spannend ist natürlich, wenn ein Mensch aus unserer Welt in einem fremden Reich landet und sich dort bewähren muss.
  • Der Einstieg in solche Romane gelingt leicht, weil Ihre Hauptfigur die fremde Welt nach und nach entdeckt und der Leser und die Leserin mit ihr. Wir befinden uns nicht vom ersten Satz an in einer unvertrauten, vielleicht verwirrenden Fantasywelt, in der wir uns erst einmal orientieren müssen. Die aus unserer Welt stammende Figur stellt die Fragen, die wir selbst stellen würden (aber nicht können).
  • Es ist für Ihre Leser einfach, sich mit Hauptfiguren zu identifizieren, die aus unserer Welt kommen und in eine Fantasywelt gelangen oder sich in unserem Universum mit fremden Wesen herumschlagen müssen. Sie sind uns ähnlich und gewinnen dadurch schnell unsere Sympathien. Ihre Denkweise ist uns vertraut. Und natürlich fragen wir uns, wie wir an ihrer Stelle reagiert hätten und wie es wäre, so etwas zu erleben.

Spricht dagegen:

  • Sie schreiben am liebsten High Fantasy und haben keine Lust auf einen dämliche Fragen stellenden Außenseiter in Ihrer Story.
  • Der Mix der Welten passt nicht zu jeder Geschichte und Erzählweise – manchmal macht eine eigene Welt, in die man zu Beginn abtaucht und aus der man am Schluss wieder auftaucht, mehr Sinn. Hier müssen Sie ganz stark auf Ihr Gefühl hören. Reizt Sie der Gegensatz zwischen modern und mittelalterlich, heutig und magisch … oder eben nicht?
  • Sie und Ihre Leser wollen einfach nur abtauchen und haben derzeit keine Lust auf Ihre eigene Welt und deren Einwohner. Das hat nichts mit dem „Eskapismus“ zu tun, die der Fantasy hin und wieder vorgeworfen wird. (J.R.R. Tolkien fand die Erfüllung uralter Bedürfnisse, die fantastische Geschichten im Gegensatz zu unserer modernen Welt bieten, übrigens völlig legitim, er hatte viel Nettes darüber zu sagen in seinem Essay On Fairy Stories.)

 

 

 

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