Die Idee ist einfach, aber genial. Wieso eigentlich ein paar tausend Bücher drucken, wenn man mittlerweile die Technologie dafür besitzt, kostengünstig auch kleinste Auflagen herzustellen? Warum nicht erst dann ein Exemplar drucken, wenn es bestellt worden ist? „Printing on demand“, wie dieses Konzept eigentlich heißt, gibt es schon seit Jahren. Erfahrungen damit konnte ich 1997 in den USA sammeln: Der Kinderbuchverlag, bei dem ich ein Praktika machte, schrieb dicke schwarze Zahlen, indem er Mailings ausschickte, auf Bestellungen wartete und erst dann produzierte. Zwei der insgesamt vier Mitarbeiter waren dann damit beschäftigt, mit Computern, großen Kopierern nach dem neusten Stand der Technik und einer schreibmaschinengroßen Bindemaschine die Bücher herzustellen und zu verschicken. Gewöhnlich konnten die Bücher innerhalb von ein paar Tagen rausgeschickt werden. Aber ein leichtes Leben hatten die „Hersteller“ trotzdem nicht, weil die Kopierer nicht gerade selten zusammenbrachen. Möglich war das ganze System auch nur, weil der Verlag einfache pädagogische Kinderbücher für den Gebrauch in Schulen vertrieb, bei dem es auf die Optik nicht so ankam.
„Books on demand“ ist die Weiterentwicklung dieser Idee, und mit seinem Angebot hat der Buchgroßhändler Libri ganz schön Furore gemacht. Heute ist er einer der größten und professionellsten Anbieter. Seine Kontaktadresse:
Books on Demand GmbH
Gutenbergring 53
22848 Norderstedt
040 / 53 43 35-0
www.bod.de
info@bod.de
Jedes neue BOD-Buch wird in Libris elektronische Datenbank aufgenommen, die von Buchhändlern genutzt wird. Man kann das Buch auch ganz normal über den Buchhandel bestellen. Gedruckt wird jedoch nur, wenn auch wirklich eine Bestellung eintrifft. Der Herstellungspreis für ein Taschenbuch von 200 Seiten beträgt etwa 6 Euro, den Verkaufspreis kann man selbst festlegen und die Differenz streicht der Autor ein.
Sehr praktisch ist das Konzept für Autoren, die bei der Verlagssuche keinen Erfolg hatten und sich nicht den Haien der Branche, den Druckkostenzuschußverlagen, ausliefern wollen. „Book on demand“ ist dann eine kostengünstige und relativ risikofreie Alternative zum klassischen Selbstverlag.
Doch das System hat auch Nachteile: Book on Demand eignet sich nicht besonders gut für Belletristik, außer man übernimmt selbst die aufwändige Vermarktung für sein Buch. Oder man hat sowieso nur ein kleines Projekt. Zum Beispiel hat die Autorengruppe Seitenspinner, bei der ich Mitglied bin, über Book on Demand schon mehrere Anthologien mit Kurzgeschichten herausgebracht. Wir bieten sie bei unseren Lesungen an und haben so geschafft, die Kosten (ein paar hundert Euro) wieder hereinzubringen.
Für Fachbücher und andere Sachbücher, nach denen Leser und Buchhändler meist zielstrebig in Datenbanken recherchieren, eignet sich das System allerdings recht gut.
Inzwischen gibt es eine Vielzahl von kleineren Digitaldruck-Anbietern. Viele bieten auch an, Ihnen eine ISBN zu beschaffen, so dass Ihr Buch über den Buchhandel bestellbar ist. Besonders günstig ist Book on Demand, wenn Sie ein paar Arbeitsschritte selbst übernehmen können:
- Vielleicht haben Sie im Bekanntenkreis jemanden, dessen Rechtschreibung sehr gut ist und der bereit wäre, gegen eine kleine Gegenleistung Ihr Manuskript korrekturzulesen. Besonders gut eignen sich für so etwas pensionierte DeutschlehrerInnen. Wenn Sie einen Profi wollen, schauen Sie sich doch mal auf www.lektorat.de um.
- Das Manuskript muss gewöhnlich als Datei abgeliefert werden, und zwar so gestaltet, wie es später gedruckt werden soll. Dabei kann Ihnen wenn nötig ein Freund oder Bekannter mit Computererfahrung helfen.
- Den Buchumschlag kann man mit etwas Herumexperimentieren und grafischem Geschick selbst entwerfen. Macht sogar Spaß, finde ich.
Vergleichen Sie unbedingt Preise und Qualität, bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden! Fordern Sie am besten ein Probeexemplar an. Und wenn Ihnen ein Angebot überteuert erscheint, dann verzichten Sie lieber.