Let´s go West!

Cowboys, Gott und Coca-Cola.

Cowboys, Gott und Coca-Colaerzählt die turbulente Geschichte dieses Landes, das so unterschiedliche Gefühle in uns weckt: einerseits fremd und unverständlich, aber auch faszinierend. Ganz gleich, wie wir über die Vereinigten Staaten von Amerika denken, sie haben zweifellos großen Einfluss auf Deutschland und die Welt.

Die Pilger der Mayflower. Goldrausch. Sklaverei. Bürgerkrieg. Al Capone. Die Atombombe. Wettlauf zum Mond. Martin Luther King. John F. Kennedy. Vietnam. Watergate. 11. September. Hinter diesen Stichworten gibt es spannende Geschichten zu entdecken. Immer wieder kommen dabei Menschen zu Wort, die die jeweilige Zeit selbst miterlebt haben und davon erzählen.

Was bedeutet Amerika heute und in Zukunft? Was fasziniert uns am „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“? Was bleibt vom Amerikanischen Traum? Dieses Buch schärft den Blick für die Besonderheiten der Kultur und erklärt, warum die Menschen dort sind, wie sie sind.

Sylvia Englert:
Cowboys, Gott und Coca-Cola. Die Geschichte der USA
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2005
229 Seiten, mit 15 farbigen Illustrationen von Friedhelm Leistner, 19,90 Euro
ab 12 Jahren
ISBN 3-593-37402-1

Zur Zeit nur als Taschenbuch lieferbar über die Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de)

Endlich konnte ich mal etwas mit meinem Studium (Amerikanistik) anfangen! Trotzdem war es unglaublich aufwendig, dieses Buch zu recherchieren und zu schreiben, ich habe volle zwei Jahre damit verbracht. Aber es war der Mühe wert, es zu schreiben.


Inhaltsverzeichnis: Cowboys, Gott und Coca-Cola

Vorwort

Teil I. Die Kolonie

1. Die Neue Welt (30.000 vor Chr. – 1550 n.Chr.)
Steinzeitjäger und Wikinger
Entdeckergeist und Missverständnisse
Gold, Blut und Ruhm

2. Die Dreizehn Kolonien (1580-1750)
Jamestown und der Tabak
Die Pilger der Mayflower
Lord-Besitzer und Flüchtlinge
Wem gehört das Land?

3. Unabhängigkeit! (1760-1790)
Es war einmal in Philadelphia
Bei den Steuern hört der Spaß auf
Ein gewagtes politisches Experiment
Neue Helden, neue Mythen
Eine Nation entsteht
Der widerwillige Präsident und seine Hauptstadt

Teil II. Go West

4. Der Kontinent wird erschlossen (1800-1850)
Auf nach Westen
Ein Grenzpionier im Weißen Haus
Der Weg der Tränen
Eine neue Kultur entsteht
Nichts weniger als der ganze Kontinent
Hilfe, die Iren kommen!
Entwicklung im Zeitraffer
Gold!

5. Das Trauma des Bürgerkrieges (1850-1870)
Ein unmenschliches Schicksal
Die tiefe Kluft zwischen Nord und Süd
Wenn das Gewissen spricht
„Abe“ for President
Ein blutiger Auftakt
Freiheit für die Sklaven
Das Ende und ein neuer Anfang
„Nichts vergessen – und nichts gelernt“

6. Macht und Geld (1870-1900)
Das Zeitalter der Superreichen
Vom Tellerwäscher zum… Tellerwäscher
Harte Zeiten
Ziel: soziale Gerechtigkeit
Der letzte Kampf der Sioux
Cowboys – Mythos und Wirklichkeit

Teil III. Die Weltmacht

7. Eine neue Führungsrolle (1898 -1918)
Übersee-Abenteuer
TR haut auf die Pauke
Henry Ford und die Brüder Wright
Auf einmal steht die Welt in Flammen
Wilsons Traum vom Frieden

8. Partylaune und Absturz (1920-1936)
Die wilden Zwanziger
Al Capones große Chance
Börsencrash und Great Depression
Franklin D. Roosevelt und sein New Deal

9. Der Kampf gegen Hitler (1936-1949)
Die Welt im Griff von Diktatoren
Blitzkrieg und Pearl Harbor
D-Day – Tag der Entscheidung
Die Bombe
Europa wird aufgeteilt

10. Mitten im Kalten Krieg (1950-1963)
Straßenkreuzer, Beatniks und James Dean
Kraftprobe zweier Supermächte
Hexenjagd auf Kommunisten
Gleiche Rechte für Schwarz und Weiß
Kennedy: Ein Präsident wird gemacht
Rettet Berlin!
Wettlauf zum Mond
Haarscharf am Dritten Weltkrieg vorbei
An einem Tag in Dallas

11. Flower Power (1964-1974)
Der Alptraum Vietnam
Es regt sich Widerstand
Eine Generation rebelliert
Die Zeit der Befreiungen
Es geht zu Ende
„Ich bin kein Schurke“ – Nixon und Watergate

Teil IV. Die USA heute

12. Eine neue Weltordnung (1980-2005)
Von Hollywood nach Washington
Der Zusammenbruch der Sowjetunion
Die neue Weltordnung
Clinton und seine „humanitären Kriege“
Ein Cowboy im Weißen Haus
11. September
Der neue Feind Islam

13. Living in America (1980-2005)
Leben im Ghetto
Leben in Suburbia
Provinz und Religion
Die USA und der Sport
Computer, Internet und New Economy
Genug Arbeit, aber nie genug Geld
Der heimliche Siegeszug der Latinos
Schluss: Der Traum lebt weiter

Nachwort

Zeittafel

Literatur

Anmerkungen


Leseprobe: Cowboys, Gott und Coca-Cola

Aus dem Kapitel „Das Trauma des Bürgerkriegs“ (1850-1870)

Wenn das Gewissen spricht
Im Norden wächst das Unbehagen über die Sklaverei, und der Widerstand dagegen. Zu Anfang hält sich die große Mehrzahl der Menschen zurück, will sich nicht einmischen. Es sind vor allem Einzelne, die sich gegen die Sklaverei aussprechen. Aber auch religiöse Gruppen engagieren sich, allen voran die Quäker, zu deren Religion es gehört, ihrem Gewissen zu folgen. Sie und andere Gegner der Sklaverei helfen entflohenen Sklaven, in den Norden zu entkommen. Dafür haben sie gemeinsam die „Unterground Railroad“ aufgebaut, ein Netzwerk von Unterstützern, das Schwarze in den Norden schleust. Unter Lebensgefahr für Helfer und Flüchtlinge bringen sie so Tausende von Menschen in Sicherheit. Anfangs reicht es, sie in die Nordstaaten zu bringen. Doch 1850 drücken die Südstaaten den Fugitive Slave Act durch, ein Gesetz, das die Menschen im Norden verpflichtet, Sklavenjäger zu unterstützen und geflohene Sklaven auszuliefern. Tun sie das nicht, werden sie schwer bestraft. Nun müssen sich die Schwarzen, die die Flucht wagen, sogar bis nach Kanada durchschlagen; einzelne retten sich mit der Unterstützung weißer Helfer nach England. Einen Gefallen tun sich die Rassisten mit diesem Gesetz nicht, im Gegenteil, es schürt den Unmut gegen die Sklaverei. Viele Bürger im Norden denken gar nicht daran, es zu befolgen und sich auf diese Art an der Versklavung von Menschen mitschuldig zu machen. Wenn Sklavenjäger versuchen, im Norden Schwarze gefangen zu nehmen, kommen dem Opfer nicht selten so viele Menschen zu Hilfe, dass der Jäger aufgeben muss.

Von 1830 an wird der Kampf gegen die Sklaverei in Amerika allmählich zu einer Bewegung. Sie fordern die Abschaffung – auf Englisch „abolition“ – der menschenverachtenden Leibeigenschaft und werden deswegen „Abolitionists“ genannt. Einfache Menschen und Gebildete, feine Damen, die sich für die Wohltätigkeit engagieren, Sozialreformer und Politiker mit Gewissen – in dieser Bewegung finden sich viele zusammen. Es entsteht sogar eine neue, einflussreiche Partei, die sich gegen die Sklaverei ausspricht: die Republikaner.

Die Sklavenfrage spaltet die Parteien, die Kirchen, das ganze Land. Für die Südstaatler sind die Abolitionists, die mit dem Eifer von Propheten für ihre Sache werben und die Sklaverei unermüdlich verteufeln, gefährliche Fanatiker. Zwischenfälle wie der von Harper’s Ferry in West Virginia bestärken sie in ihrer Meinung: Dort hat John Brown, ein fanatischer Abolitionist, im religiösen Wahn 1859 ein Bundesarsenal in seine Gewalt gebracht, um die Sklaven zur Rebellion zu ermutigen. Er scheitert und wird von wütenden Bürgern der Gegend gehängt. Für die Gegner der Sklaverei wird er damit zum Märtyrer.

Aber auch vielen Nordstaatlern sind die glühenden Reformer nicht ganz geheuer, denn es ist nicht allgemein bekannt, welche Verhältnisse im Süden herrschen und unter welchen Bedingungen die Schwarzen dort leben und arbeiten müssen. Das ändert sich, als Harriet Beecher-Stowe 1852 den Roman Onkel Toms Hütte veröffentlicht. Er erzählt die traurigen Schicksale der Sklaven Eliza, George und Onkel Tom und macht dadurch einige wichtige Dinge deutlich: Dass Schwarze keine Tiere, sondern ganz normale Menschen sind, die Gefühle haben wie Weiße auch. Und dass das System der Sklaverei unglaublich grausam ist.

Der Roman wird zu einem Bestseller. Wer ihn gelesen hat, kann die Augen nicht mehr vor dem Unrecht der Sklaverei verschließen. Onkel Toms Hütte löst Mitleid und Empörung aus, entfesselt einen Sturm der Sympathie für die Sklaven und beeinflusst die öffentliche Meinung wie kaum ein anderes Buch in der Geschichte.

„Abe“ for President!
In dieser aufgeheizten Stimmung findet 1860 der Präsidentschaftswahlkampf statt. Die beiden Kandidaten sind ein erfahrener Politiker, der dickliche, verlebte Stephen A. Douglas (1813-1861), und Abraham Lincoln, ein fast unbekannter Provinzanwalt aus dem Westen. Douglas führt die Demokraten an, die damals noch stark von Südstaatlern mit rassistischen Einstellungen beherrscht werden. Lincoln ist ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, der gerade mal eine einzige Amtszeit als Abgeordneter in Washington hinter sich hat. Man sieht ihm an, dass er auf Äußerlichkeiten keinen Wert legt: Seine Kleider – gewöhnlich ein schwarzer Anzug und ein seidener Zylinderhut, in dem er Briefe und Notizen aufbewahrt – sind meistens verknittert.

Lincoln wird 1809 in einer Blockhütte in Kentucky geboren und arbeitet als Schiffer, Holzfäller, Postmeister und Landvermesser. Gerade mal ein Jahr verbringt er in der Schule. Was er weiß, hat er sich zum großen Teil selbst beigebracht: Als Junge hat er ständig die Nase in irgendeinem Buch. Als junger Mann lernt er einen Friedensrichter kennen und mausert sich unter dessen Anleitung zum Juristen. Lincoln erzählt oft witzige Geschichten, versinkt aber auch immer wieder in tiefe Melancholie. Frauen gegenüber ist er lange Zeit scheu, doch dann verliebt er sich in die spontane, temperamentvolle und ehrgeizige Mary und schafft es nach einigen Turbulenzen, sie zu heiraten. Die beiden haben vier Kinder, von denen jedoch zwei sterben, bevor sie erwachsen werden.

In seiner Heimat, dem Staat Illinois, ist „Abe“, wie die Leute ihn liebevoll nennen, beliebt für seine Ehrlichkeit und sein warmes Herz. Das ganze Land wird auf Lincoln aufmerksam, als er sich für einen Sitz im Senat bewirbt, durchs Land zieht und öffentlich mit seinem Rivalen debattiert. Lincoln wird zwar nicht in den Senat gewählt, hat aber viele Menschen durch seine brillanten Reden und seinen scharfen Verstand beeindruckt. Immer öfter kommt sein Name auch für die Präsidentschaft ins Gespräch.

Für Lincoln ist die Sklaverei ein Übel, dessen Ausbreitung er verhindern will. Aber sein Hauptanliegen ist das Überleben der Union. „Ein in sich uneiniges Haus kann nicht bestehen. Ich glaube, diese Regierung kann nicht fortbestehen, wenn sie dauernd halb für die Sklaverei, halb gegen die Sklaverei ist“, betont Lincoln immer wieder. Für die Südstaaten ist klar: Einen solchen Mann werden sie auf gar keinen Fall als Präsidenten akzeptieren. Lieber sprengen sie die Vereinigten Staaten!

Weil sich die Demokraten inzwischen über die Frage der Sklaverei gespalten haben, gewinnt Lincoln die Präsidentschaftswahl mit knappem Vorsprung. Am einem kalten windigen Tag im März 1860 legt er in Washington unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen den Amtseid ab. South Carolina reagiert sofort und tritt aus der Union aus. Im Laufe der kommenden Wochen folgen sechs weitere Staaten dem Beispiel. Gemeinsam gründen sie die Konföderierten Staaten mit einer eigenen Hauptstadt in Richmond im Bundesstaat Virginia. Als Flagge wählen sie ein blaues Kreuz mit weißen Sternen auf rotem Grund – die berühmte Dixie-Fahne, die man heute noch gelegentlich im Süden sehen kann. Präsident der Konföderation wird der ehemalige Offizier und Kriegsminister Jefferson Davis (1808-1889), ein reicher Pflanzer und erfahrener Politiker, der für seine Sturheit und seine Wutausbrüche bekannt ist. Im ganzen Süden werden Truppen mobilisiert. Der Krieg rückt immer näher.

Lincoln ist für den Frieden. Aber er denkt nicht daran, diese Abspaltung (auf Englisch „secession“, weshalb der Bürgerkrieg oft auch Sezessionskrieg genannt wird), zu dulden. Da die Rebellen trotz eindringlicher Appelle nicht zum Einlenken bereit sind, ist ihm klar, dass die Regierung in Washington durchgreifen muss.

Ein blutiger Auftakt
April 1861. In Charleston, der Hauptstadt South Carolinas, spitzt sich die Situation zu. Im Hafen befindet sich der Flottenstützpunkt Fort Sumter, der loyal zur Union hält. Seine Vorräte sind fast erschöpft, und da das Fort von Feinden umgeben ist, kann es keinen Nachschub erhalten. Die Rebellen fordern den Kommandanten auf, sich zu ergeben – als dieser sich weigert, greifen sie an und erobern die Festung. Der Krieg hat begonnen.

Was besonders kritisch ist: Washington D.C. ist von Sklavenstaaten umgeben und in direkter Reichweite der Rebellen. Wenn Lincoln aus dem Fenster schaut, kann er die Lagerfeuer der konföderierten Soldaten in Nordvirginia sehen. Eilig fordert die Regierung Freiwilligentruppen zum Schutz der Hauptstadt an. Bange Tage vergehen, bis sie endlich eintreffen. Hastig werden Geschütze, Musketen und Munition ins Kapitol geschafft und die Eingänge mit Sandsäcken und Metallplatten verbarrikadiert.

Trotz der kritischen Situation ist Lincoln zuversichtlich. Er und die meisten Bürger der Nordstaaten glauben, dass eine harte Reaktion die Rebellion schnell beenden wird und der Krieg in einem Monat oder sogar nach einem einzigen Kampf wieder vorbei ist.

Als die Armeen von Union und Konföderierten an dem kleinen Fluss Bull Run wenige Kilometer von Washington D.C. entfernt zum ersten Mal aufeinander treffen, sind Schaulustige mit Picknickkörben und Sonnenschirmen herangeströmt, um das Spektakel zu beobachten. Feine Damen sind in ihren Kutschen gekommen und bewundern die prächtigen Uniformen und bunten Fahnen. Vielleicht haben sie nicht ernsthaft damit gerechnet, dass es mehr als ein Geplänkel geben könnte. Doch sie haben den unversöhnlichen Hass und die Wut unterschätzt, die sich zwischen Nord und Süd aufgestaut hat und die sich nun ihre Bahn brechen. Mit schrecklicher Wucht prallen die Regimenter aufeinander und das Blut fließt in Strömen. Unter den Zuschauern bricht Chaos aus. Die Straßen sind durch panische Bürger und fliehende Soldaten der Union verstopft.

Es ist der Auftakt des blutigsten Krieges in der US-Geschichte. 618.000 Menschen kommen darin um, mehr als in allen anderen Kriegen der USA zusammen. Besonders schmerzhaft ist, dass dabei Amerikaner gegen Amerikaner kämpfen. In manchen Familien tritt der eine Sohn in die Unionsarmee ein, der andere hegt Sympathien für den Süden und meldet sich freiwillig zum Dienst bei den Konföderierten. Auch Mary Lincoln muss ertragen, dass mehrere ihrer Brüder für die Südstaaten in den Krieg ziehen.

Auf den ersten Blick sieht es nicht gut aus für den Süden: Die Konföderation besteht aus elf Staaten und hat neun Millionen Einwohner, davon etwa dreieinhalb Millionen Sklaven. Auf der Seite der Union stehen 23 Staaten mit 22 Millionen Einwohnern. Zudem hat der Norden fast die gesamte Industrie, Waffen- und Stahlproduktion unter seiner Kontrolle. Doch die Südstaatler kämpfen auf dem eigenen Grund und Boden, für sie geht es um die Existenz. Sie sind sehr viel entschlossener als die verhassten Yankees aus dem Norden.

Und sie haben auch Vorteile auf ihrer Seite, unter anderem die besseren Generäle und mehr Kriegserfahrung. Ein schwerer Schlag für den Norden ist, dass der brillante Offizier Robert E. Lee (1807-1870) aus Virginia das Oberkommando über die Unionstruppen ablehnt, obwohl er von der Sezession nicht viel hält. „Wenn ich die vier Millionen Sklaven in den Südstaaten besäße, würde ich sie alle für die Union opfern“, sagt er. „Aber wie könnte ich mein Schwert gegen Virginia ziehen?“ Stattdessen übernimmt Lee die Leitung der Konföderiertenarmee; seine rechte Hand ist Thomas „Stonewall“ Jackson (1824-1863), der ebenso furchtlos wie fromm ist (er entschuldigt sich sogar einmal dafür, an einem Sonntag kämpfen zu müssen). Präsident Lincoln dagegen muss einen risikoscheuen und entscheidungsschwachen General nach dem anderen ablösen.

Schnell erreichen beide Armeen eine halbe Million Mann. Wie es damals üblich ist, sind viele Regimenter nach unterschiedlichen Nationalitäten organisiert: In manchen dienen nur französischstämmige Amerikaner, andere bestehen aus Iren, Skandinaviern oder Indianern. Auch Regimenter, die aus freien Schwarzen bestehen, gibt es; insgesamt bestehen die Truppen des Nordens zu 10 Prozent aus Schwarzen. Zu hässlichen Zwischenfällen kommt es in New York, als dort die irischen Einwanderer zum Wehrdienst eingezogen werden sollen. Die Iren weigern sich, für die verhassten „Nigger“ in den Krieg zu ziehen, es gibt blutige Aufstände mit vielen Toten. In den Südstaaten werden zunächst alle Männer zwischen 18 und 35 eingezogen, später wird die Altersgrenze sogar auf 50 Jahre angehoben. In diesem schrecklichen Krieg kämpfen keine professionellen Armeen gegeneinander, sondern ganze Gesellschaften.

Obwohl die Truppen des Nordens blendend ausgerüstet und den Konföderierten in fast allen Schlachten zahlenmäßig überlegen sind, verlieren sie durch zögerliche Taktik in den ersten Jahren eine Schlacht nach der anderen. Da im Bürgerkrieg zum ersten Mal moderne Gewehre und Geschütze eingesetzt werden, sind die Gefechte extrem blutig. Die Namen der Orte, an denen sie stattfinden – Antietam, Fredericksburg, Shiloh, Bull Run – stehen noch heute für Tragödien. Nach der Schlacht von Shiloh ist, so berichtet ein Zeuge, „der Boden so mit Toten bedeckt, dass man über das Feld hätte laufen können, ohne den Boden zu berühren.“ Es ist einer der ersten Kriege, der von Photographen dokumentiert wird: Da die Technik noch lange Belichtungszeiten erfordert, fotografieren Mathew Brady und andere meist Berge von Leichen und sorgen für großes Entsetzen.

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