Schreiben für Kinder und Jugendliche

Wer ein Bilderbuch, eine Vorlesegeschichte, einen Kinder- oder Jugendroman oder ein Kindersachbuch schreiben möchte, der findet hier eine Menge Tipps, Infos und Adressen. Im ersten Teil erhalten Sie mit vielen Beispielen Know-how über das Genre, zum Beispiel, was es bei einem Bilderbuchtext zu beachten gibt, im zweiten Teil bekommen Sie Hilfestellung dabei, ein eigenes Projekt zu entwickeln, und im dritten Teil geht es darum, wie Sie Leser finden und das Manuskript veröffentlichen können. Dabei hilft ein Liste von Agenten und Verlage, die auf Kinder- und Jugendbuch spezialisiert sind.  Mit mehrere Beispiels-Exposés, Beispiels-Anschreiben und einer Vorlage für die Normseite!

All meine Erfahrungen im Kinder- und Jugendbuchbereich habe ich in diesem Handbuch zusammengefasst. Vieles von dem, was ich dabei erlebt und gelernt habe, ist ins Buch eingeflossen – es zu schreiben hat höllisch viel Spaß gemacht! Für den Ratgeber habe ich insgesamt ca. 30 Kinder- und Jugendbuch-Autorinnen und Autoren sowie Verleger, Lektorinnen und Agenten interviewt, ihre Aussagen sind als Zitate in den Text eingeflossen.

Autorenhaus Verlag
1. Auflage 2013,
271 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro
ISBN 978-3-86671-104-4


Inhaltsverzeichnis:


Handbuch für Kinder- und Jugendbuchautoren

Vorwort

Drei wichtige Tipps gleich zu Anfang
Tipp 1: Kinder und Jugendliche „live“ erleben
Tipp 2: Lesen, lesen, lesen!
Tipp 3: Schreiben, bis die Tastatur qualmt
Was wird in welchem Alter gelesen?

Das sollten Sie wissen

Bilderbuch (2-5 Jahre)
Was beschäftigt Kinder in diesem Alter und was bekommen sie gerne vorgelesen?
Das Doppelseiten-Prinzip
Kurz und knackig schreiben
Die Sache mit den Illustrationen
Gekonnt neugierig machen
Achtung, Nachahmungstäter!

Kinderbuch (5-11 Jahre)
Wie sind Kinder in diesem Alter und was für Geschichten interessieren sie?
Kinderwelten früher und heute
Reale Welt oder heile Welt
Eine Idee – verschiedene Textformen:

  • Vorlesebuch (4-7 Jahre)
  • Erstlesertexte (6-7 Jahre)
  • Kinderroman (ab 8 oder ab 10 Jahren)

Jugendroman (ab 12)
Wie ticken Jugendliche und was für Geschichten interessieren sie?
Gewalt und Sex – welche Tabus gibt es noch?
Jugendsprache und Flüche
Verschiedene Genres im Jugendroman:

  • Realistischer Roman
  • Problembuch
  • Bücher für Mädchen: „Chick lit“
  • Action und Abenteuer
  • Fantasy
  • Thriller und Krimi
  • Historischer Jugendroman / Zeitgeschichte
  • Future Fiction / Dystopien

Sachbücher für Kinder und Jugendliche
Sachbuch-Reihen und Einzeltitel
Erklärendes oder erzähltes Sachbuch?

Legen Sie los!

Ihre Geschichte entwickeln und schreiben
Eine Idee oder ein Thema finden
Figuren entwickeln
Handlung festklopfen
Perspektive wählen
Recherchieren
Der verflixte Anfang
Lebendig erzählen / Dialoge
Atmosphäre schaffen
Ihr Buchkind wächst…

Ein Kinder- und Jugendsachbuch entwickeln und schreiben
Ihr Thema finden und die Konkurrenzsituation prüfen
Aufbau und Konzept festlegen
Ein Sachbuch recherchieren
Illustrationen und ein abwechslungsreicher Aufbau
Anschaulich schreiben
Schritt für Schritt erklären / Experimente

Kinderbücher selbst illustrieren
Illustrieren zum Spaß
Als Profi Fuß fassen

Das leere Blatt ist nicht Ihr Feind!
Mit der eigenen Kreativität umgehen
Schreibblockaden überwinden
Zeit fürs Schreiben finden

Der Text ist fertig – was nun?
Richtig überarbeiten
Kriterien, wie Sie den eigenen Text beurteilen können
Testleser und Autorengruppen
Letzter Schliff und feiner Look

Leser finden

Ihr Manuskript veröffentlichen
Der Markt für Kinder- und Jugendbücher
So bringen Sie Ihr Manuskript unter
Adressen von Agenten, die Kinder- und Jugendbuch vertreten
Ihr schriftliches Material
Hurra, ein Verlag ist interessiert!
Self-publishing – selbst ein Buch oder E-Book veröffentlichen

Selbstmarketing
Werben für das eigene Buch
Mails von Lesern beantworten
Lesungen für Kinder und Jugendliche

Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Liste von Kinder- und Jugendbuchverlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz


Leseprobe aus dem „Handbuch für Kinder- und Jugendbuch-Autoren“

Drei wichtige Tipps gleich zu Anfang

Tipp 1: Kinder und Jugendliche „live“ erleben

Wissen Sie noch, wie es sich angefühlt hat, neu in einer Klasse zu sein? Sich in einer Hecke versteckt als Geheimagent zu fühlen? Mit Nachbarskindern durch die Gegend zu ziehen und Blödsinn zu machen? Zum ersten Mal verliebt zu sein? Zum ersten Mal ohne Eltern in Ferien zu fahren? Versuchen Sie, sich zu erinnern, blättern Sie mal in alten Fotos, Tagebüchern, Schulheften, Briefen. Denn Ihre Aufgabe beim Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern ist, sich in Ihre Figuren hineinzudenken und zu verstehen, wie es sich anfühlt, in diesem Alter zu sein. Nur dann können Sie für diese Altersgruppe schreiben, ohne dass es unecht klingt.

Sehr praktisch ist es, wenn Sie selbst Kinder haben oder beruflich mit ihnen zu tun haben, zum Beispiel als Erzieherin oder Lehrer. Dann bekommen Sie „live“ und aus erster Hand mit, wie Kinder und Jugendliche in einem bestimmten Alter ticken, was sie beschäftigt, wie sie reden.

Falls Sie keine Kinder haben – macht nichts. Ich kenne einige Autorinnen, die keinen Nachwuchs haben und trotzdem hervorragende Kinder- und Jugendbücher schreiben. Aber nutzen Sie jede Chance, die Sie bekommen, mit Kindern und Jugendlichen zusammen zu sein – in der Verwandtschaft, bei Freunden, durch ehrenamtliches Engagement oder Veranstaltungen. Ich selbst habe einen kleinen Sohn, und durch Kontakte mit Fans, Schülerpraktikantinnen und meine Lesungen an Schulen bekomme ich mit, wie meine Zielgruppe so drauf ist. Außerdem betreibe ich „Feldstudien“, das heißt, ich halte in der S-Bahn und in der Stadt Augen und Ohren offen, wenn Jugendliche in der Nähe sind. Viele Gespräche, die man auf diese Art mithört, sind schräger als die Dialoge in den meisten Büchern. Manchmal ergänze ich diese Eindrücke durch gezielte Recherche, zum Beispiel habe ich für meinen Thriller Und keiner wird dich kennen zwei Geschwister, einen Jungen und ein Mädchen, aus dem Gymnasium in meinem Wohnort ausführlich interviewt – zu ihren Erfahrungen in der Schule, dem, was sie in der Freizeit machen, wie sie sich Geld verdienen, was sie schon auf Klassenfahrten erlebt haben und vieles mehr. Das war sehr spannend, vor allem ihre Antworten auf die Frage „Was ist für euch cool?“ Ich brauchte für meinen Roman nämlich eine Figur, die absolut cool ist, und durch das Interview wusste ich, wie ich sie anlegen musste.

Tipp 2: Lesen, lesen, lesen!

Wenn Sie Kinder- und Jugendbücher schreiben wollen, dann lesen Sie auch welche! Als ich nach der Geburt meines Sohnes ins Bilderbuch einsteigen wollte, er aber noch zu klein war, um ihm irgendetwas vorzulesen, habe ich mich ganze Vormittage lang in die Bibliothek gehockt und bin stapelweise Bilderbücher durchgegangen, um zu schauen, wie sie aufgebaut sind, wie viel Text auf den Seiten ist und in welchem Ton sie geschrieben sind. Damals wusste ich trotz meines Studiums der Kinder- und Jugendbuchforschung noch nicht mal, was ein „Pixi-Buch“ ist. Als mein Kind dann ins Vorlesealter kam, fand ich es natürlich schnell heraus – so nennt man umgangssprachlich die kleinen, quadratischen Kinder-Taschenbücher.

Wenn Sie ein Kind haben, dann fällt dieser Teil der Vorarbeit kürzer aus, weil Sie wahrscheinlich ohnehin schon jede Menge Bücher vorgelesen haben. Dann wissen Sie aus eigener Erfahrung auch, dass Kinder Bücher gerne mehrmals hören wollen bzw. lesen. Kinder genießen es, dass ihnen ein Buch oder eine bestimmte Figur schon vertraut ist (deshalb laufen Kinderbuch-Reihen auch so gut).

Schon aus Selbstschutz achtet man deswegen darauf, gute Bücher für seinen Nachwuchs auszuwählen – leider hat sich mein Sohn auch schon in Werke verliebt, die kaum zu ertragen waren, vor allem dann, wenn man sie gerade zum zwanzigsten Mal vorlesen musste. Denken Sie, wenn Sie einen Text schreiben, also auch mal an die Eltern! „Mitlesende Erwachsene sollten auch Spaß an einem Kinderbuch haben können – das ist für mich ein Qualitätskriterium“, meint der Literaturagent Gerd F. Rumler.

Wenn Sie sich für den Bereich Jugendbuch interessieren, dann lohnt es sich ebenfalls, ausgiebig in Bibliotheken und Buchhandlungen zu stöbern. Wenn Ihre Kinder schon in der Pubertät sind, ist es manchmal nicht leicht, herausbekommen, was sie gerade lesen (wenn sie überhaupt gerne lesen, das ist nicht nur Erziehungs-, sondern auch Glückssache). Im Zweifelsfall klauen Sie es sich vom Nachttisch, während Ihr Kind in der Schule ist. Oder Ihr Sohn/Ihre Tochter freut sich sogar, wenn er oder sie Ihnen etwas empfehlen kann.

Tipp 3: Schreiben, bis die Tastatur qualmt

Kreatives Schreiben lernt man ähnlich wie ein Musikinstrument und eine Sportart – durch Üben! Je mehr Sie schreiben, desto besser werden Sie. Klar, Talent und Fantasie gehören auch dazu, aber Talent macht noch keinen Autor. Ohne die Hartnäckigkeit und Ausdauer, weiterzumachen, obwohl man eigentlich nicht viel Zeit hat und im Fernsehen gerade dieser tolle Film läuft und von den blöden Verlagen sowieso nur Absagen kommen, nützt Talent gar nichts.

Den Anfang zu finden ist nicht leicht, ich weiß. Schreiben Sie einfach einen beliebigen Titel für Ihre Geschichte hin, und irgendeinen Satz. Seien Sie nicht zu streng mit sich. Beim ersten Hinschreiben sollten Sie die Worte einfach fließen lassen, ohne sich zu kontrollieren und zu kritisieren. Wenn die Geschichte fertig ist, können Sie sie in Ruhe überarbeiten. Mit Ihren ersten Gehversuchen werden Sie vielleicht noch nicht zufrieden sein. Das ist völlig normal. Meine ersten Texte waren schrecklich und wären mir heute sehr peinlich (es kommt aber niemand dran, ich habe sie an einem geheimen Ort versteckt!).

Setzen Sie sich Ziele, und halten Sie sich Schreibzeit frei. Zu Anfang könnten Sie sich vielleicht einen Abend in der Woche, am besten immer den gleichen Wochentag, fürs Schreiben reservieren. Was und wie Sie schreiben könnten, dazu kommen wir jetzt.

Wichtig: „Schielen Sie nicht zu sehr auf andere oder auf erfolgreiche Bücher, sondern horchen Sie in sich hinein und machen Sie das, woran Sie glauben“, rät der erfahrene Autor und Illustrator Erhard Dietl. Und ich bin sicher, auf diese Weise haben Sie auch den meisten Spaß an der Sache.

 

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