Marvin und das verflixte Schild

Der kleine Bär Marvin kann weder lesen noch schreiben. Kurz vor seinem Winterschlaf hatten die Tierkinder in der Waldschule die Buchstaben gelernt. Doch Marvin war so müde, dass er dabei immer wieder eingenickt ist. Als Marvin sich durch die vielen Besucher auf seinem Berg beim Kochen gestört fühlt und ein Schild „Achtung gefährlicher Bär“ vor seine Höhle stellen will, merkt er, wie praktisch es ist, wenn man die Buchstaben kennt. Denn seine Freunde schreiben ihm ganz andere Schilder, als das Marvin eigentlich wollte…

Sylvia Englert (Text)
Antje Flad (Illus):
Der kleine Bär entdeckt das Schreiben
ArsEdition, München 2011, 32 Seiten, 12,95 Euro


Leseprobe: Der kleine Bär entdeckt das Schreiben

Die meisten Bären können nicht kochen . Am liebsten essen sie Honig, und das morgens, mittags und abends. Der kleine Bär Marvin konnte das nicht verstehen. In seiner gemütlichen Berghöhle kochte er jeden Tag, dass die Töpfe dampften: Waldpilzsteaks, Wurzelgemüse mit Schneckenspucke, Himbeer-Blattlaussuppe und tausend andere leckere Dinge. Nur schade, dass seine Nachbarn im Wald sich darüber lustig machten, weil er mit seiner Küchenschürze so komisch aussah.

Seine Höhle lag im höchsten und schönsten Berg weit und breit. Und jeden Tag stiegen viele Tiere bis zum Gipfel hinauf – immer an seiner Höhle vorbei. Sie plauderten, singen und pfiffen dabei vergnügt. „So geht das nicht weiter!“, beschloss Marvin, als er gerade einen Butterblumen-Walnuss-Auflauf in den Ofen schob. „Wie soll ich bei dem Lärm da draußen in Ruhe kochen?“ Sollte er vielleicht einen Baumstamm quer über den Pfad legen? Oder laut brüllen und seine Zähne fletschen? Nein, das war ihm viel zu anstrengend.

Zum Glück hatte Marvin eine bessere Idee. Er wollte ein Schild aufstellen, auf dem stand: „Achtung, gefährlicher Bär!“ Gebastelt war es schnell. Das Problem war nur: Marvin konnte nicht schreiben. Ausgerechnet kurz vor seinem Winterschlaf hatten die Tierkinder in der Waldschule die Buchstaben gelernt. Marvin war so müde gewesen, dass er immer wieder eingenickt war.Außerdem gab es für ihn gab es wichtigere Dinge, die ein Bär können muss. Zum Beispiel, sich Dornen aus dem Fell zu ziehen, ohne dass es wehtut. Oder Waldhonigkuchen zu backen.

Marvin beschloss, seinen Freund Klaus, das Murmeltier, um Rat zu fragen. Klaus wälzte sich vor Lachen auf dem Boden, als er hörte, was auf dem Schild stehen sollte. „Du, gefährlich? Haha, guter Witz.“
„Los, schreib schon“, brummte Marvin, und Klaus legte mit funkelnden Augen los. Schon bald standen leuchtend rote Buchstaben auf dem Schild. Es sah herrlich gefährlich aus. Marvin bedankte sich und tappte nach Hause. Jetzt konnte er bald wieder in Ruhe kochen.

((Doch auf dem Schild steht: „Achtung, Schmusebär! Bitte gut durchknuddeln“))

 

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